Einführung zum Interton VC4000 (mit freundlicher Genehmigung von Dieter Koenig / Classic-Consoles-Center
Von W. Forster/redplan
Das kleine deutsche Unternehmen Interton ist der zweite Lizenznehmer des Videospiel-Patenthalters Magnavox. Ein internationaler Erfolg blieb dessen Modul-Konsole VC 4000 aber trotz klarem Design und zuverlässiger Technik versagt.
Ende der 70er-Jahre ist das Interton VC 4000 für deutsche Spieler die einzige Atari-Alternative. Als Nachfolger eines (nicht programmierbaren) Interton-Telespiels fehlt der Konsole jedoch die gewaltige Software-Bibliothek seines amerikanischen Konkurrenten, nur Interton selbst produziert und vermarktet Spiele. Mit vier Farben und Mono-Sound ist die Hardware auch technisch schwächer als der prominente Zeitgenosse.
Äußerlich gibt sich das bis heute einzige Spielgerät aus deutscher Produktion klar und schnörkellos: Das stabile Gehäuse mit zwei rechts und links eingelassenen, herausnehmbaren Controllern ist bis auf silberne Etiketten und je zwei rote Feuerknöpfe rundum schwarz. Die Controller sind zukunftsweisend, denn sie kombinieren analoge Sticks mit zwei Feuerknöpfen und drei mal vier Funktionstasten. Diese Keypad-Idee wird vom japanischen Super vision 8000 (Bandai) aufgegriffen und etabliert sich Anfang der 80er-Jahre durch Intelli-vision, Coleco vision und andere Konsolen der "dritten Generation". Wie für diese Geräte werden auch Interton-Module mit einem erklärenden Keyboard-Overlay für jedes Spiel ausgeliefert.
Die Spiele auf 2 und 4 KB-Modulen sind weniger wegweisend als das Controller-Konzept. Auf mehrere Ball- und Ballerspiel-Varianten und simple Edutainment-Titel folgen bis 1982 Gesellschaftsspiele (Schach, Dame), unlizensierte Nachahmungen prominenter Automaten wie Space Invaders und Pac-Man, aber auch frühe 3D-Experimente wie Cockpit. Als die Modul-Bibliothek auf die beachtliche, aber kaum konkurrenzfähige Zahl von 40 Interton-Modulen angewachsen ist gehört die Konsole bereits zum alten Eisen und wird (ebenso wie der nur mit Grundig-Fernsehern kompatible Lizenznachbau Superplay 4000) von amerikanischen Geräten verdrängt. Mit dem VC 4000 verschwindet auch das Unternehmen Interton Electronic - dem zweiten Lizenznehmer des amerikanischen Videospielerfinders Magnavox/Ralph Baer brachte die Erweiterung vom Hörgerätehersteller zur Unterhaltungselektronik-Firma kein anhaltendes Glück.
Text: © W. Forster/redplan
|